National Parks Madagaskar
Tsingy de Bemaraha (Süd) National Park – Madagaskars steinernes Labyrinth
Einführung
Wer den Tsingy de Bemaraha Nationalpark betritt, sieht zuerst in der Ferne die grauen, gezackten Kalksteinnadeln der namensgebenden Felsformationen, die an eine riesige Armee mit versteinerten Speerspitzen erinnern. Wie eine steinerne Welle erhebt sie sich über die Landschaft. Hier, im Westen Madagaskars, hat die Natur ein Meisterwerk erschaffen – scharf, unnahbar und zugleich voller verborgener Wunder.
Für welche Tiere ist der Park bekannt?
Zwischen den schmalen Felsspalten und auf den wenigen vegetationsreichen Flächen des Parks lebt eine erstaunliche Vielfalt an Tieren. Elf Lemurenarten haben sich hier angesiedelt – darunter der flinke Deckensifaka, der mit seinen seitlichen Sprüngen mühelos die schmalen Kalksteingrate überquert, und der scheue Westliche Wollmaki, der sich meist in den kühleren Morgenstunden zeigt.
In den Höhlen und Grotten der Tsingy leben Fledermäuse – ganze Kolonien von bis zu 16 Arten, die hier ideale Unterschlüpfe finden. Auch Reptilien wie Geckos und Chamäleons haben Nischen in dieser steinernen Welt erobert, während Greifvögel über den Zinnen kreisen. Mehr als 90 Vogelarten sind hier registriert, von farbenprächtigen Nektarvögeln bis zum majestätischen Madagaskar-Schlangenadler.
Sifaka-Lemur hoch oben im Baum – ein lebendiges Symbol Madagaskars
Riesenchamäleon Furcifer nicosiai – ein echtes Farbenspiel der Natur
Welche Landschaft prägt den Park?
Das Herzstück des Tsingy de Bemaraha sind die gleichnamigen Felsformationen – Kalksteinspitzen, die bis zu 130 Meter in den Himmel ragen. Sie sind das Ergebnis eines geologischen Dramas, das vor etwa 200 Millionen Jahren begann, als dieser Teil Madagaskars noch unter dem Meer lag. Aus Muschel- und Korallenablagerungen entstand eine mächtige Kalksteinschicht, die sich später durch tektonische Bewegungen hob. Über Jahrtausende schnitten Regen, Wind und Flüsse tiefe Schluchten in das Gestein und schufen diese messerscharfen Nadeln, die heute wie eine Naturfestung wirken.
Zwischen den Felsgraten öffnen sich tiefe Canyons, in denen sich kleine Wasserläufe zu smaragdgrünen Naturpools sammeln. Unter der Erde erstrecken sich weitverzweigte Höhlensysteme, Seen und Gänge, die nur geübte Höhlenforscher betreten können. Abseits der Felsformationen finden sich trockene Wälder, in denen knorrige Bäume wie skulpturale Kunstwerke stehen. Hier wachsen robuste Euphorbien, Sukkulenten und andere Pflanzen, die gelernt haben, mit minimaler Feuchtigkeit zu überleben.
Der Tsingy de Bemaraha Nationalpark ist zudem ein lebendiges Geschichtsbuch. Vor Jahrhunderten suchten die Vazimba, Madagaskars Ureinwohner, hier Schutz vor feindlichen Stämmen. Die schwer zugänglichen Plateaus und Schluchten boten perfekte Zufluchtsorte, und noch heute finden sich Gräber und heilige Stätten, die von den lokalen Gemeinschaften verehrt werden.
Für Besucher bietet der Park eine Vielfalt an Erlebnissen: schwindelerregende Hängebrücken, die zwischen den Spitzen der „Großen Tsingy“ hängen, enge Schluchten, durch die man sich nur seitwärts zwängen kann, und atemberaubende Panoramablicke über ein Meer aus Stein. Wanderungen wie der Circuit Oliha führen zu versteckten Badepools, heiligen Stätten und der dramatischen Manambolo-Schlucht, deren Steilwände in den Fluss stürzen.
Beste Besuchszeit
Die beste Zeit für einen Besuch ist zwischen Mai und November, wenn die Trockenzeit herrscht. Dann sind die Wege begehbar, und die Sonne taucht die grauen Kalksteinspitzen in ein warmes, goldenes Licht, das ihre scharfen Konturen noch dramatischer erscheinen lässt.
Faszinierende Kalksteinformationen – die „Steinnadeln“ von Tsingy
Abenteuerliche Hängebrücke – Nervenkitzel mit atemberaubendem Ausblick